Polypropylen — Eigenschaften und Anwendungsgebiete
Polypropylen ist mit einem zwanzigprozentigen Marktanteil der am zweithäufigsten verwendete Kunststoff. Es handelt sich um eines der Endprodukte der Synthese von Polyolefinen, gehört daher zur selben Gruppe wie der Marktführer Polyethylen. Aufgrund seines höheren Kristallisationsgrades ist Polypropylen im Vergleich zu Polyethylen ausgesprochen beständig für ein Polyolefin. Wegen seiner hohen Widerstandsfähigkeit wird der Standardkunststoff häufig im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie in der Elektrotechnik, im Bauwesen, in der Textilindustrie, im Flugmodellbau und in der allgemeinmedizinischen Chirurgie verwendet. Es ist überaus zugfest, temperaturbeständig, beanspruchbar, hart und besitzt ein hohes elastisches Rückstellvermögen. Zudem ist es geruchlos und hautverträglich, weshalb es oft in Sporttextilien und medizinischen Produkten eingesetzt wird.
Chemische und mechanische Eigenschaften
Polypropylen ist ein Thermoplast, der aus der Kettenpolymerisation von Propen synthetisiert wird. Wie Polyethylen ist auch Polypropylen unpolar und teilkristallin. Als Polyolefin weist es eine gute Chemikalienbeständigkeit und hohe Widerstandsfähigkeit auf. Aus der Propenpolymerisation erhält der Kunststoff Methylguppen, welche seine mechanischen Eigenschaften und thermische Resistivität verbessern. Molekülmasse, Dichte, Kristallisationsgrad, Typ und Co-Monomer-Anteil bestimmen die Eigenschaften von Polypropylen. Alle Methylgruppen von isotaktischen Polypropylenen sind in eine Richtung orientiert, wodurch das Material fester und resistenter wird.
In Abhängigkeit des Herstellungsprozesses liegt der Schmelzpunkt zwischen 120 und 170°C. Polypropylen ist formbeständig bis zu 100°C. Polypropylen ist nicht ganz so chemikalienbeständig wie Polyethylen. Als Polyolefin ist auch Polypropylen entflammbar und nicht besonders witterungsbeständig — es müssen also meist Additive zum Einsatz kommen. Die Thermale Ausdehnung ist zwar geringer als die von Polyethylen, aber dennoch recht hoch. Zur Optimierung der mechanischen Eigenschaften wie Steifigkeit und Dauereinsatztemperatur wird der Kunststoff mit mineralischen Füllstoffen (beispielsweise Talkum, Kreide oder Glasfasern) gefüllt.
Polypropylen-Typen
Je nach Polymerisationsbedingung lässt sich eine große Vielfalt von Polypropylenen aus isotaktischen, syndiotaktischen und ataktischen Polymerisaten herstellen.
Isotaktische Polypropylene haben eine geringere Dichte, da die einseitig orientierten Methylgruppen die kristalline Struktur des Polymers erhalten. Die meisten kommerziellen Polypropylene sind isotaktisch. Ihr Kristallisationsgrad liegt zwischen dem von Low-density Polyethylen und dem von High-density Polyethylen. Isotaktische Polypropylene präzipitieren bei Abkühlung auf 25°C. Syndiotaktische Polypropylene sind transparent und schlagzäher als isotaktische Polypropylene. Die amorphen ataktischen Polypropylene sind bei Raumtemperatur leimig, sie werden oft als Verguss‑, Dicht- und Dämmmasse verwendet. Sowohl isotaktische als auch ataktische Polypropylene sind löslich in P‑xylen.
Anwendungsgebiete
Mehr als ein Drittel aller synthetischen Fasern werden aus Polypropylen hergestellt. Da Polypropylenfasern eine geringere Dichte als Wasser haben, sind sie äußerst feuchtigkeitsbeständig, und aufgrund seiner hohen Oberflächenspannung leitet der Kunststoff Feuchtigkeit nach außen ab. Polypropylenfasern werden häufig für Matratzen-Bezüge eingesetzt, da sie besonders leicht, wasserabweisend und hautverträglich sind. Auch Teppiche und Hygieneartikel werden meist aus Polypropylen gefertigt.
Sowie Polyethylen wird auch Polypropylen häufig für die Herstellung von Verpackungsmaterial und starren Verpackungen verwendet. Es ist resistent gegen Materialermüdung und wird deshalb oft für aktive Gelenke benutzt. Sowohl Rohrsysteme mit hohem Reinheitsgrad als auch jene, die Stabilität und Stärke verlangen, werden oft aus Polypropylenen hergestellt. Aufgrund ihrer Hitzebeständigkeit werden viele Kunststoffprodukte in der Medizin aus Polypropylenen gefertigt.
Modifizierung und Optimierung
Die Steifigkeit von Polypropylenen kann durch Glasfaserverstärkung bedeutend erhöht werden. Polypropylenschaum oder expandiertes Polypropylen ist ein Partikelschaumstoff mit einer Dichte von bis zu 10 kg/m3. Zum Einsatz in Verpackungsmaterial wird meist ungerecktes Polypropylen oder Cast Polypropylen (CPP) genommen. Das CPP ist transparenter, steifer und abriebfester als die herkömmliche Polyethylen-Folie, weswegen es oft als Laminierungsschicht verwendet wird.
Unter 0°C wird der Kunststoff schnell spröde und daher deutlich schlagempfindlicher. Polypropylen ist erheblich weniger verschleißfest als Polyethylen. Es ist anfällig auf Kettenzersetzung bei Temperaturen über 100°C. Die Zersetzung zeigt sich in der Außenanwendung durch Risse und Sprünge, weshalb in solchen Fällen Additive zugesetzt werden müssen.